Ganz schnell soll die Kugel rollen

Anzeige in der Sonntags-Post vom 16.06.2007
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Der frühere Toom-Markt wird nicht zum Bedburger Rathaus. Im Stadtrat entschieden – wie im Vorfeld angekündigt – CDU, FWG, FDP und Grüne, „der Zielsetzung des Bürgerbegehrens zu folgen und von einem Umbau des Toom-Marktes zum Rathaus abzusehen“. Damit hatte das eigentlich nicht zulässige Bürgerbegehren, bei dem mehr als 5000 Unterschriften gegen das Projekt zusammengekommen waren, doch noch Erfolg.

Die SPD beteiligte sich aus „Protest gegen den Zickzackkurs der CDU“ nicht an der Abstimmung und erntete dafür Beifall von den Zuschauern. Rund 60 Bürger erlebten im Kasterer Rathaus eine von heftigen Wortgefechten geprägte Sitzung. Eine Rücktrittsforderung der SPD lehnte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Georg Kippels, der den Kauf des Toom-Marktes beantragt hatte, umgehend ab. CDU und FDP entschieden zudem, einen Investor zu beauftragen, eine Nachfolgenutzung für den früheren Einkaufsmarkt in der Bedburger Innenstadt zu entwickeln.

In der Ratssitzung stellte ein Interessent für das Gebäude bereits seine Pläne vor: Erhard Mülln vom Alsdorfer Bowlingcenter will den Toom-Markt von der Stadt mieten. „In der Eingangsetage könnte man 16 Bowlingbahnen sowie einen Unterhaltungsbereich mit Billardtischen, Restaurant und anderen Angeboten unterbringen, in der unteren Etage wäre Platz für weitere acht Bowlingbahnen, eine Minigolfanlage und 20 bis 24 Billardtische“, sagte Mülln.

Sein Unternehmen sei bereit, den ehemaligen Einkaufsmarkt zu einem „Gesamtfreizeitzentrum“ auszubauen. Mülln sprach von einer Investitionssumme von 1,1 Millionen Euro. „Wenn ich so viel Geld investiere, will ich mir aber sicherheitshalber auch ein Vorkaufsrecht eintragen lassen“, sagte Mülln, dessen Unternehmen nach eigenen Angaben bereits fünf ähnliche Anlagen betreibt. „Unser Bowlingcenter in Alsdorf ist aus einem Globus-Einkaufsmarkt entstanden.“ Das sei eine ähnliche Situation wie nun in Bedburg.
Gespielt werden solle wochentags ab 16 Uhr, freitags, samstags und sonntags ab 14 Uhr. Obwohl es nur wenig Überschneidungen mit Öffnungszeiten der Bedburger Geschäfte gibt, sieht ein städtebauliches Gutachten durchaus Synergieeffekte für die Innenstadt. Nach Angaben eines Gutachters würde das Bowlingscenter vor allem junge Leute und damit „eine neue Klientel“ in die Innenstadt ziehen. Verkehrs- oder Lärmprobleme sieht das Gutachten nicht.

Da die Bowlingsaison bereits im September beginnt, drängt Mülln auf eine Entscheidung des Rates, die in einer Sondersitzung am Dienstag, 19. Juni, fallen soll. „Es ist durchaus möglich, in drei Monaten alle Genehmigungen beizubringen und den Markt umzubauen“, sagte Mülln. „Es hängt jedoch von der Kooperationsbereitschaft ab.“ Gebe es keine schnelle Zusage, werde aus dem Geschäft nichts. „Für 2008 brauche ich nicht zu planen, denn wenn in einer Nachbarstadt jemand ein Bowlingcenter aufmacht, ist der Toom als Standort gestorben.“
SPD und FWG hegten Zweifel an der Seriosität des Unterfangens. „Es ist merkwürdig, dass in so kurzer Zeit nach der letzten Ratssitzung am 31. Mai ein Investor mit konkreten Plänen auftritt und auf die Schnelle mehrere Gutachten beigebracht werden können“, sagt Udo Splettstöhser (FWG). Und Horst Druch (SPD) will sich nicht erneut unter Zeitdruck setzen lassen. „Schnellschüsse waren bisher das falsche Mittel. Wir wollen verlässliche Informationen und die Zeit, sie zu studieren.“
Über die mögliche Nutzung des Toom-Marktes will die Stadtverwaltung am Freitag, 15. Juni, 20 Uhr, die Bürger informieren. In der Aula der Hauptschule werden Verwaltung, ein Stadtplaner, Bedburgs Ortsvorsteher Dr. Georg Kippels und Investor Mülln Rede und Antwort stehen. Laut Bürgermeister Gunnar Koerdt richtet sich die Einladung insbesondere an Anwohner und die Geschäftsleute der Innenstadt.