Monika Werth mag Tiere. Auch kleine: Wenn sich Falter, Bienen oder Spinnen ins Haus verirren, fange ich sie im Glas und transportiere sie vorsichtig ins Freie. Doch jetzt ist die Tierliebe der 50-Jährigen an ihre Grenzen gestoßen. Sobald die Sonne untergegangen ist, bekommen die Werths nämlich Besuch.
Sehen Sie mal hier hin. Da beginnt das allabendliche große Krabbeln, sagt Monika Werth und zeigt in ihren Kellerschacht am Eichenweg. Rund 100 schwarze Käfer mit langen Beinen und gut zwei Zentimetern Länge tummeln sich dort. Gleichzeitig suchen sich mindestens ebenso viele über die Terrasse, unter der Haustüre oder an der Hauswand ihren Weg ins Innere. In den benachbarten Häusern, die wie das Eigenheim der Werths am Rand eines brachliegenden Feldes stehen, zeigt sich das gleiche Bild.
Seit ungefähr drei Wochen geht das jeden Abend so, berichtet Heinz-Ulrich Werth. Solange sie nur im Keller bleiben, geht es ja noch. Als seine Frau jedoch beim Schlafengehen von einem schwarzen Sechsbeiner auf ihrem Kopfkissen begrüßt wurde, und ihr Mann der Invasion auch mit dem Industriestaubsauger nicht mehr Herr wurde, waren sich die beiden einig: Jetzt reicht es. Gemeinsam wandte sich die betroffene Nachbarschaft an die Stadt. Die schickte rund 50 tote, langbeinige Exemplare an die Landwirtschaftskammer Rheinland. Das Ergebnis: Erdbeer-Laufkäfer nennen sich die ungebetenen Gäste. Diese Tiere rufen keinerlei Schäden in Haus oder Garten hervor und seien von großer Bedeutung für den Naturhaushalt, heißt es in dem Gutachten. Außerdem stehe der Laufkäfer unter Artenschutz. Eine Bekämpfung der Plage mit chemischen Mitteln ist daher verboten. Da können die Bedburger jetzt wenig machen, urteilt der Laufkäfer-Experte Michael Klenner. Das Problem ist, dass die angrenzende Ackerfläche seit langer Zeit brach liegt. Wenn es keine Bodenbewegungen gibt, vermehren sich die Käfer rasant. Da es sich um Herbstbrüter handelt, schlüpfen sie Anfang Juli und sind zurzeit besonders agil. Auch die Vermutung der Stadt, die Hitzewelle hätte den Käfern in ihrem natürlichen Lebensraum die Feuchtigkeit entzogen und eine Wässerung des Feldes könne helfen, beurteilt Klenner skeptisch. Vielleicht kommt die Trockenheit hinzu, aber eigentlich hilft nur Warten. Zurzeit legen die Käfer ihre Eier. Danach sterben rund 70 Prozent.
Es ist schwer eine Auskunft darüber zu bekommen, was richtig ist, hieß es gestern bei der Stadt. Trotzdem wurde das Feld bewässert.