
Nun spürt der Erftkreis die Auswirkungen der fehlenden Biologischen Station im Erftkreis. Da wir im Erftkreis keine eigene Facheinrichtung geschaffen haben, werden wir uns nun Dienstleistungen aus den Nachbarkreisen einkaufen müssen, stellt der umweltpolitische Sprecher und SPD-Fraktionsvize im Kreistag, Guido van den Berg, fest. Im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms, bei dem wenig ertragreiche Flächen der Landwirtschaft in die Landschaftspflege überführt werden, müssen wegen der fehlenden Biologischen Station im Erftkreis alleine dieses Jahr Dienstleistungen für Projektmanagement in Höhe von 55.000,- Euro aus einer benachbarten Biologischen Station eines umliegenden Kreises eingekauft werden. Eine Mehrheit von CDU und FDP im Kreistag hatte die Einrichtung einer Biologischen Station im Erftkreis verhindert. Wir hätten es lieber gesehen, wenn das Geld bei uns im Kreis geblieben wäre, so Guido van den Berg.
Als nach wie vor ärgerlich und unverständlich bezeichnet die SPD-Kreistagsfraktion den Umstand, dass die Verwaltung des Programms teurer sei als die konkreten Maßnahmenkosten. Im Kreishaushalt 2003 sind für das Pflegeprogramm selber 51.100 Euro für mitwirkende Landwirte vorgesehen, während unter dem Titel Projektmanagement für die Verwaltung 55.000 Euro dieser Gelder eingesetzt sind. Als Grund hierfür werden von der Kreisverwaltung strenge EU-Auflagen angegeben, die man zu erfüllen habe. Die SPD hat daraufhin eine Anfrage an das Europäische Parlament gerichtet. Nach Recherchen bei verschiedenen Stellen der Europäischen Kommission sowie dem Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW teilt nun der Europaabgeordnete Wilfried Kuckelkorn mit: Es ist tatsächlich so, dass die Europäische Kommission strenge Vorschriften zur Vor-Ort-Kontrolle der Projekte vorschreibt. Diese Prozedur ist eingeführt, um die immer häufiger werdenden Betrugsfälle bei der Verwendung von EU-Fördermitteln zu verhindern und dafür Sorge zu tragen, dass die Gelder auch wirklich bei den richtigen Projekten ankommen. Ferner weist Wilfried Kuckelkorn darauf hin, dass das Verhältnis des Verwaltungskostenaufwandes zu den tatsächlichen Fördermitteln beim Einstieg in das Kulturlandschaftsprogramm stets sehr ungünstig sei und sich im Laufe der Zeit jedoch verbessere.
Für uns ist die übertriebene EU-Bürokratie in diesem Fall nach wie vor ein Ärgernis, hält Guido van den Berg fest. Der Umweltausschuss billigte jedoch einstimmig die Aufhebung der Sperrvermerke im Haushaltsplan, da die Politiker keine andere Möglichkeit sahen, das Kulturlandschaftsprogramm im Erftkreis fortzuführen. Die Landwirtschaftskammer Rheinland hatte im Vorfeld der Sitzung des Fachausschusses nachdrücklich aus Sicht der betroffenen Landwirte in diese Richtung appelliert, aber gleichzeitig klar gemacht, dass auch die Kammer die fachliche Arbeit der fehlenden Biologischen Station nicht ersetzen könne.