
Schon seit Jahren gibt es eine Vetschauer Straße in Bedburg und eine Bedburger Straße in Vetschau. Dabei beschränkten sich die gemeinsamen Aktivitäten zwischen der Stadt aus dem Erftkreis und der 7000 Einwohner zählenden Stadt in der Niederlausitz bislang weitgehend auf Treffen der Verwaltungen, Fraktionen und Parteien. Doch dies soll sich nun ändern. Im Rathaus der brandenburgischen Stadt unterzeichneten Bürgermeister Willy Harren und sein Vetschauer Kollege Axel Müller einen Partnerschaftsvertrag.
Harrens Vorgänger Hans Schmitz war es, der erste Kontakte in die Lausitz geknüpft hatte. Nach dem Mauerfall sollte jede nordrhein-westfälische Stadt eine Patenschaft in Brandenburg übernehmen, erinnert er sich. Und weil Vetschau ein von Kohle und Stromerzeugung geprägter Ort war, bot sich die Zusammenarbeit geradezu an. Was damals zwischen unseren Verwaltungen begann, soll bald auch unsere Bürger erfassen, hofft Müller.
Zahlreiche Kontakte
"Unsere Sportvereine, die Feuerwehren und Schulen sollten einander kennen lernen", wünscht sich der Sozialdemokrat. Denn wenn wir wir die Partnerschaft nicht mit Leben erfüllen, wird sie keine Zukunft haben. Dieser Meinung waren auch die zahlreichen Bedburger, die sich mit auf den 750 Kilometer langen Weg in den Osten gemacht hatten. Und einige von ihnen haben in den vergangenen Jahren schon Nägel mit Köpfen gemacht.
Gertrud und Andreas Hochhausen etwa haben bereits eine Fahrt nach Vetschau organisiert. Wir waren mit 40 Senioren aus Bedburg dort, es hat allen gut gefallen. Einige Zehntklässler des Silverberg-Gymnasiums sind vor Jahren ebenfalls bereits für einige Tage in der Stadt unweit von Cottbus gewesen. Im Gegenzug hat die Vetschauer Schützengilde im vergangenen Jahr das Königshovener Schützenfest besucht. Viel mehr hat sich allerdings noch nicht getan. Doch nun scheinen die Dinge in die Gänge zu kommen. Bei einem gemeinsamen Abendessen im alten Brauhaus der Stadt konnte Harren schon den ersten Vollzug melden. Der Bedburger Männergesang-Verein hat sein Interesse an einem Konzert in Vetschau signalisiert.
Bei ihren Besichtigungen in Stadt und Umland erfuhren die Bedburger viel über die Gemeinsamkeiten beider Städte. Wie im nördlichen Erftkreis auch laufen in der Lausitz zurzeit zahlreiche Rekultivierungen von Tagebauen. Die Arbeitsplätze allerdings, die dort und im 1996 geschlossenen Kraftwerk verloren gingen, sind unwiderruflich verschwunden. Heute leidet Vetschau deshalb unter einer Arbeitslosigkeit von bis zu 25 Prozent.
Viele unserer Bürger finden ein Auskommen in der Fleischfabrik, im Fliesenwerk und im Schienenfahrzeugbau, erklärte Gerhard Michaelis. Der Vorsitzende der Vetschauer Stadtverordnetenversammlung gehört der vierköpfigen CDU-Fraktion an. Die SPD hat acht Mitglieder, die PDS vier, die Grünen zwei und die Fraktion der eingemeindeten Nachbardörfer wiederum vier Abgeordnete. Wir arbeiten gut mit allen zusammen, auch mit der PDS, betont Michaelis. Die zumeist einstimmigen Beschlüsse sind ihm beinahe schon wieder unheimlich. Das erinnert fast an alte Zeiten, sagte er lachend. Wir hoffen, durch den Tourismus einige unserer Probleme lösen zu können, betonte der Bürgermeister. Große Hoffnungen setzt er dabei auf die Slawenburg Raddusch. Am Rande des Spreewaldes gelegen, wurde die historische Befestigungsanlage in den achtziger Jahren ausgegraben und heute restauriert. Durch solche Attraktionen hoffen wir, mehr Menschen in die Niederlausitz locken zu können.
Neben dem Besuch der Burg hatten die Bedburger ebenfalls viel Spaß an der 700-Jahr-Feier ihrer neuen Partnerstadt. Gurkenkönig Volker I. zog gemeinsam mit Königin Catrin durch die Straßen. Ihnen folgten hunderte Kostümierte in historischen Trachten. Ein paar Tage zu spät sind allerdings die Bedburger gekommen, die Vetschaus berühmte Internet-Störche bewundern wollten.
Gemeinsames Sportfest?
Einige unserer vielen Störche haben wir in den vergangenen Wochen permanent gefilmt und live ins Netz gestellt, sagte der Bürgermeister. So konnte jeder die Brut und Aufzucht eines Storchenpaares verfolgen. Mittlerweile sind die Tiere aber wieder ausgeflogen. Dafür blieb viel Zeit, das älteste Bauwerk des Ortes, die wendisch-deutsche Doppelkirche aus dem späten 17. Jahrhundert, zu bewundern.
Nach zwei Tagen machten sich die Rheinländer wieder auf den Heimweg. Vetschaus Bürgermeister Müller verriet unterdessen, was er in Sachen Partnerschaft als Erstes initiieren will. Ein gemeinsames Sportfest wäre eine schöne Sache.