Punkt 17 Uhr wurden am Dienstag etliche Läden geschlossen. Zettel hingen in den Schaufenstern: Wir sind in der Ratssitzung und kämpfen für die Zukunft unserer Stadt." Per Anzeige hatten Geschäftsleute und Anwohner, die in der Bürgerinitiative "Gegen die Schließung des Bahnübergangs Lindenstraße" organisiert haben, zur Teilnahme an dieser Sitzung aufgerufen: "Überzeugen Sie sich selbst, wer die Totengräber unserer Stadt sind." Die Mitglieder befürchten: "Wenn der Bahnübergang geschlossen wird, dann stirbt die City."
Zur Erinnerung: Der Rat hatte vor Monaten entschieden, dass der Bahnübergang geschlossen werden soll. Erst dann greift das "Eisenbahnkreuzungsgesetz". Und erst dann fließen bekanntlich Zuschüsse von Bund und Land für die Bahnunterführung am Realmarkt (Teil der Südumgehung).
In der Ratssitzung sollte nun der Bebauungsplan vorangetrieben werden – ein weiterer Schritt in Richtung Schließung des Bahnübergangs. Doch die CDU setzte die betreffenden Tagesordnungspunkte kurzerhand ab. "Derzeit laufen nämlich Gespräche in Düsseldorf", erklärte Bürgermeister Willy Harren. Die Stadt sei überparteilich aktiv geworden, habe CDU-Landtagsabgeordneten Willi Zylajew und seinen Kollegen Hans Krings, eingeschaltet.
Pause im Rat
Ein anderer Weg der Finanzierung müsse gesucht werden. Deswegen solle im Rat nun drei Monate lang nichts mehr entschieden werden, so die CDU. Die "beste Lösung" solle nämlich herbeigeführt werden: die Finanzierung der Unterführung bei gleichzeitiger Öffnung des Bahnübergangs.
Die CDU wolle, so CDU-Fraktionschef Matthias Heinen, aber auf jeden Fall nach dieser Pause das Planfestellungsverfahrenin Sachen "Schließung Bahnübergang" wieder aufgreifen. Denn die Unterführung müsse auf jeden Fall kommen. Nur dann könnten die Anwohner in Blerichen vom Verkehr entlastet werden.
Mitglieder der Bürgeriniative quittierten Aussagen von CDU-Politikern mit Buh-Rufen. Sie werfen den Christdemokraten vor, ein "Scheingefecht" zu führen, um die Bürger zu besänftigen. Dennoch werdteten Mitglieder der Initiative die Vertagung als "Teilerfolg". Jetzt hätten sie zumindest eine "Atempause" und könnten ein Bürgerbegehren vorbereiten.
"Die Begründung der CDU stellt uns nicht zufrieden", kritisierte SPD-Mann Guido van den Berg im Rahmen der hitzigen Debatte. "Die CDU streut den Bürgern Sand in die Augen." Zum Land gehen, mit einem Koffer voller Geld zurückkommen und dann alles bauen können – das sei nicht realistisch. Es liefe darauf hinaus, dassdie Stadt die Sache selber finanzieren müsse, meinte van den Berg. Das habe die CDU ja auch im Wahlkampf versprochen.